Kondensat-Rückgewinnung für nachhaltige Energieversorgung
Die seit über 50 Jahren in Weener ansässige Papierfabrik produziert pro Jahr ca. 250.000 Tonnen Wellpappenrohpapiere. Für den Energiebedarf sorgt das zur Klingele Gruppe dazugehörige Kraftwerk, das auf Basis von Ersatzbrennstoffen betrieben wird. Denn das EBS-Kraftwerk ersetzt rund 32 Millionen Kubikmeter Erdgas und Primärenergie. Damit wird ein wesentlicher Beitrag zum Klima- und Umweltschutz geleistet, da sich die fossilen CO2-Emissionen um bis zu 55.000 Tonnen pro Jahr reduzieren.
Die im Kraftwerk auf einer Rostfeuerung thermisch verwerteten Ersatzbrennstoffe generieren Wärme und Dampf. So beträgt die Feuerungswärmeleistung in der Dampfzentrale 84 Mega-Watt, während die Dampfkesselanlage 102 Tonnen Dampf pro Stunde umfasst. Dieser Dampf wird zu ca. 50 % über eine 1,8 km lange, unterirdisch verlegte Dampfleitung, zur Papierfabrik geführt. Die restlichen 50 % dagegen im Kraftwerk für die Stromerzeugung verwendet. Das daraus entstehende Kondensat gelangte in einer parallelen Leitung von der Papierfabrik zurück zum Kraftwerk. Und zwar als Kesselspeisewasser, das für den Betrieb von Kessel und Turbinen zur Wärme- und Stromerzeugung genutzt wurde.
Effiziente Kesselspeisewasseraufbereitung: Optimierung von Lebenszyklus und Betriebssicherheit im Kraftwerk
Im Rahmen verschiedener Prozessoptimierungen sollte das Kraftwerk mit einer eigenen Kesselspeisewasseraufbereitung ausgestattet werden. Denn hochwertiges Kesselwasser trägt entscheidend dazu bei, den Lebenszyklus von Rohrleitungen, Kesseln und Wärmetauschern zu verlängern und damit die kontinuierliche Leistung und Betriebssicherheit sicherzustellen. Die Anforderung lautete, Trinkwasser zu einem Deionat – sprich salzfreiem Zusatzwasser – mit einer Leistung von 10 m³/h aufzubereiten. Darüber hinaus sollte die vollautomatische Wasseraufbereitung in das Prozessleitsystem des Kraftwerkes mit eingebunden werden.
Seit über 100 Jahren entwickelt die Firma Klingele Papierwerk innovative Lösungen für die Wellpappenindustrie. Das Unternehmen bietet eine breite Produktpalette intelligenter, effizienter und hochwertiger Verpackungslösungen aus Wellpappe an, von einfachen Transportverpackungen über aufmerksamkeitsstarke Verkaufsverpackungen und spezielle Industrieverpackungen bis hin zu wirkungsvollen Displays.
Klingele Papierwerk unterstützt nicht nur als Hersteller, sondern auch als Ideengeber bei der Entwicklung und Gestaltung neuer Verpackungslösungen. Bereits in der Verpackungsentwicklung arbeiten die Teams des Unternehmens eng mit den Kunden zusammen. Auf Basis der spezifischen Anforderungen werden maßgeschneiderte Verpackungen und Packaging-Konzepte entwickelt.
Die Lösung – Ein Verfahrenskonzept aus Vorbehandlung, Wasserentsalzung und Wasserfeinentsalzung
Keine Kesselspeisewasseraufbereitung gleicht der anderen. Denn die Anforderungen an das Speise- und Kesselwasser, die Dampfqualität, die Kesselleistung mitsamt Betriebsdruck, die Wassermengen, Wasserkosten, der Kondensatrücklauf und natürlich die Zusammensetzung des Rohwassers sind von den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort abhängig. Entscheidende Faktoren, die erhebliche Auswirkungen auf die Komponentenauswahl und Anlagenauslegung haben.
Nach ausführlichen Beratungsgesprächen wurde die Deionataufbereitung zur Erzeugung eines qualitativ hochwertigen Kesselspeisewassers unter Berücksichtigung aller relevanten Faktoren ausgelegt. Das professionelle Verfahrenskonzept aus Vorbehandlung, Wasserentsalzung und Wasserfeinentsalzung überzeugte nicht nur die Verantwortlichen der Energiezentrale, sondern auch die Ansprechpartner der Papierfabrik.
Zudem entwickelten die Experten eine Lösung, die Deionataufbereitung in das Leitsystem des Kraftwerks zu integrieren und damit den kompletten Prozessablauf im kraftwerkseigenen Automatisierungssystem sicherzustellen. Über zwei Kondensationsturbinen wird nun sowohl Strom für den Eigenbetrieb des Kraftwerkes als auch Strom für die Papierfabrik erzeugt.
Die kraftwerkseigene Deionataufbereitung versorgt die Energiezentrale jetzt kontinuierlich mit Deionat und maximiert damit auch die Produktionssicherheit der Papierfabrik. Darüber hinaus wurde der komplette Prozessablauf der Kesselspeisewasseraufbereitung im kraftwerkseigenen Automatisierungssystem eingebunden.
Fazit
Frank Schulz
stellvertretender Kraftwerksleiter